Berufsfachschule

Neue Ausbildung im KV und Detailhandel

Urs Widmer, Geschäftsführer Aargauischer Gewerbeverband, gibt einen Einblick und wertvolle Tipps.

In Kürze

  • Der AGV vertritt rund 11’000 Mitglieder.

  • Ein grosses Ziel der Reform ist die künftige Arbeitsmarktfähigkeit.

  • Mit der Reform werden die Ausbildungen noch praxisbezogener.

  • Das A und O für Lehrbetriebe sind gut ausgebildete Berufsbildnerinnen und Berufsbildner.

Für was steht der AGV im Kanton? 
Der Aargauische Gewerbeverband (AGV) ist die Dachorganisation von 105 Sektionen bzw. 69 Gewerbevereinen und der 36 kantonalen Berufsverbände. Diese Sektionen bilden mit rund 11 000 solidarischen Mitgliedern (KMU) ein starkes und dichtes sowie, dank Verbandsstruktur und -aktivitäten, ein nutzbares und kostengünstiges sowie einflussreiches Netzwerk. Seit seiner Gründung vor rund 125 Jahren zählt die Förderung des dualen Berufsbildungssystems, mit Grund- und Weiterbildung, zusammen mit der Gewerbepolitik, zu den beiden Hauptaufgaben des AGV.

Der grösste Anlass des AGV ist die Aargauische Berufsschau welche alle zwei Jahre von rund 35'000 Schüler/innen mit ihren Eltern und Lehrpersonen besucht wird. Der AGV bildet auch Berufsbildnerinnen und Berufsbildner aus.

Welche Rolle hat der Verband in der Reform der beruflichen Grundbildung?
In der beruflichen Grundbildung treten 2022 bzw. 2023 die Revisionen Kaufleute, Verkauf und Neuausrichtung Büroassistent/in EBA in Kraft. Die Revisionen wollen sicherstellen, dass junge Erwachsene in den Berufen Detailhandelsfachleute EFZ, Detailhandelsassistent/innen EBA, Kaufleute EFZ und Büroassistent/innen EBA weiterhin gut ausgebildet werden, auf dem Arbeitsmarkt begehrt bleiben und aus einer Vielzahl an Karrieremöglichkeiten auswählen können.

Um diese Ziele zu realisieren, setzt die Revision auf eine integrierte Förderung von Fach-, Methoden-, Sozial- und Selbstkompetenz, die Befähigung zum lebenslangen Lernen sowie die Hinführung zu selbständigem Lernen und Arbeiten. Der AGV konnte sich hier via schweizerischer Gewerbeverband gut einbringen und seine Wünsche und Bedürfnisse platzieren.

Wo sehen Sie die Vorteile dieser Reform für Lernende und Lehrbetriebe?  
Die aktuellen Grundbildungen im Detailhandel wurden 2004 in Kraft gesetzt und seither zweimal leicht überarbeitet. Die Anforderungen an die Berufsleute im Detailhandel haben sich stark verändert. Die Kundschaft ist anspruchsvoller und besser informiert. Eine Kundennutzenorientierte, fachkompetente Beratung ist wichtiger denn je.

Die Grundbildungen werden noch praxisbezogener und entsprechen den Bedürfnissen der Betriebe. Die Karriere-Chancen der Jugendlichen werden besser. Die Durchlässigkeit in den Grundbildungen und der Zugang zu den Weiterbildungen im Detailhandel bleiben sichergestellt. Mit der Totalrevision Verkauf 2022+ sollen die künftigen Berufsleute des Detailhandels arbeitsmarktfähig für die Zukunft gemacht werden.

Haben Sie Tipps, die Sie Lehrbetrieben mitgeben möchten? 

Betriebe, die Lernende ausbilden, investieren in die Zukunft. Sie ermöglichen Jugendlichen den Einstieg ins Erwerbsleben. Gleichzeitig sichern sie mit ihrem Engagement den Nachwuchs im eigenen Betrieb und in der eigenen Branche. Der Betrieb sollte über genügend gut ausgebildete Berufsbildnerinnen und Berufsbildner verfügen. Sie sind das Rückgrat der betrieblichen Ausbildung und vermitteln den Lernenden den praktischen Teil der beruflichen Grundbildung.

Bei der Lehrlingsselektion setze ich auf die persönlichen Kontakte. Die Schulen und örtlichen Gewerbevereine organisieren unter dem Label «Schule trifft Wirtschaft» jeweils Berufsinformationsanlässe oder Schnuppertage. Eine Teilnahme an solchen Anlässen ermöglicht es den Betrieben, Schülerinnen und Schüler direkt zu begrüssen und den interessieren jungen Menschen bereits im Rahmen der Berufswahl einen Einblick in Ihr Unternehmen wie auch in ihre Lehrberufe zu ermöglichen. Die Erfahrung zeigt, dass der persönliche Kontakt zu den interessierten Jugendlichen die erfolgversprechendste Art der Rekrutierung ist.

Herzlichen Dank an Urs Widmer für dieses aufschlussreiche Interview.

 

Urs Widmer

Urs Widmer

 

Reform der beruflichen Grundbildung
Reform der beruflichen Grundbildung

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