Berufsfachschule

Jan Christen - Radsportler

Jan Christen, Radsportler und Lernender der Sportklasse, erzählt über seine sporlichen Erfolge.

Jan: EM, WM, W&G: Wie bringen Sie das unter einen Hut

Es ist sehr schwierig, alles unter einen Hut zu bringen, aber momentan läuft es noch gut. Es gibt viele Stresssituationen: Wenn man zum Beispiel unterwegs ist und die Kollegen nicht am Lernen sind und man der Einzige ist, der lernen muss.

Wie bekommen Sie das hin? Haben Sie Tipps für Ihre Mitlernenden?

Schwierig. Ich bin recht gut organisiert. Ich weiss, das muss ich so machen, das so. Aber es gibt auch Situationen, da denke ich, ah jetzt muss ich lernen und die andern müssen nicht, sind am Handy oder tun sonst was, aber da muss man durch…

Ich halte nicht alles fest. Ich habe alles im Kopf. Wenn ich weiss, ich habe in der nächsten Woche einen Test, dann weiss ich, wie viel Zeit ich benötige, um zu lernen, um alles in den Kopf zu bringen und so geht’s recht gut.

Wie sieht ihr Alltag als Sportler und als Lernender aus?

Morgens stehe ich recht früh auf, um in die Schule oder zur Arbeit zu gehen. Dann bin ich bis 16 oder 17.30 Uhr bei der Arbeit oder in der Schule. Danach geht’s nach Hause und ins Training. Und dann muss ich noch essen, lernen und schlafen.

Also, viel Freizeit habe ich nicht.

«Mein Freiraum ist, wenn ich mit der Nationalmannschaft oder dem Team unterwegs bin.» Jan Christen

Sie haben keinen freien Raum. Ist es das wert?

Ja, ich mache es sehr gerne und habe einen riesen Spass. Und wenn ich mit der Nationalmannschaft oder mit dem Team (IKO-Crelan) unterwegs bin, dann ist das mein Freiraum. Ich bin gerne mit meinem Team unterwegs. Kontakt habe ich mit den Kollegen von Belgien, auch wenn ich in der Schweiz bin.

Wer unterstützt Sie?

Meine Eltern, sie waren früher auch Radsportler, mein Trainer und mein Team.

Wollen Sie Profisportler werden?

Ja, ganz klar. So schnell es geht.

Können Sie als Profisportler leben?

Als sehr, sehr guter Sportler ja. Aber es ist schwierig, gut davon zu leben, aber nicht unmöglich.

Auch in der Schweiz?

Wenn man Profi ist, ist man international tätig, meistens in einem Team im Ausland. Momentan gibt es in der Schweiz kein Profiteam.

«Die Lehre bringt ein zweites Standbein. Wenn etwas passiert, könnte ich wieder im angestammten Beruf tätig sein.» Jan Christen

Wieso haben Sie sich für eine Lehre und Sportkarriere entschieden?

Es ist in der Schweiz normal, eine Lehre zu machen. Bei uns gibt es die Gippinger Radsporttage und da war ich von klein auf mit dabei. Das hat mich richtig begeistert und so bin ich zum Radsport gekommen.

Die Lehre bringt ein zweites Standbein. Wenn etwas passieren würde beim Velofahren, könnte ich wieder im angestammten Beruf als Kaufmann tätig sein.

Was sind Sie: Leistungssportler oder Lernender?

Beides. Ich muss gestehen, der Leistungssport ist minim wichtiger für mich. Die Lehre will ich bestehen und beenden.

Was ist Ihr Ziel als Profisportler?

Die Weltspitze.

Sie sind ein guter Schüler und ein guter Velo-Fahrer. Ist beides Ihr Ziel?

Ja. In der Schule will ich einen guten Abschluss machen. Im Sport will ich erfolgreich sein.

Haben Sie einen eigenen Instagram-Account? Mit welchem Ziel?

Ja. Vermarktung von mir selbst und Werbung für die Sponsoren. Auf dem Account sind all meine Renneinsätze festgehalten. Es ist auch ein informeller Kanal für Fans und andere Leute.

Haben Sie Fans? Spüren Sie die?

Ja. Am Streckenrand und ich erhalte immer wieder Nachrichten. Das ist schon schön!

Was macht sie als Radsportler speziell?

Ich bin kein normaler Velo-Fahrer, also in dem Sinne, dass ich einfach nur Strassenrennen fahre. Die Medien schreiben «Multitalent», weil ich in allen Disziplinen fahre, die es gibt. Also Strassenrennen, Radquer, Mountainbike und Bahn. Das sind eigentlich alle Disziplinen. Und speziell ist halt, ich bin in allen Disziplinen höchst erfolgreich. Und als Profi gibt’s das sehr selten. Ich habe hervorragende Ergebnisse in allen Disziplinen – und das macht mich schon interessant.

Wie läufts an der Schule?

Hier an der HKV Aarau ist speziell, dass man je nach Fächer merkt, dass die Lehrpersonen sportfreundlich sind. Dass sie einem entgegen kommen z.B. mit Testerminen oder sonst was und auch gut kommunizieren mit den Schülern. Und bei gewissen Lehrern vermisse ich das ein wenig. Da komm ich beispielsweise in die Schule und frage, wie ists mit dem Test und die Antwort lautet: «Nächste Woche das und das». Und dann muss ich ihn schreiben. Und je nach Lehrer ist das unterschiedlich.

Das bedeutet, Sie hätten gerne noch etwas mehr Flexibilität?

Ja.

Wie nehmen Ihre Klassenkameraden Sie wahr?

Es ist speziell. Ich habe nicht mit allen aus der Klasse gleich viel Kontakt. Mit einzelnen habe ich viel Kontakt. Und mit denen habe ich auch, wenn ich an Rennen fahre, Kontakt. Und der ist wertvoll und schön. Und es findet auch viel der Austausch unter den Sportlern statt. Vor allem währende der Covid-Zeit war der Austausche intensiv. Vor allem die Frage: Habt ihr Wettkämpfe?

«Sportler wissen, welchen Einsatz es braucht, um etwas zu erreichen.» Jan Christen

Nehmen Sie die anderen Lernende als Leistungssportler wahr?

Die einen ja, die andern nein. Die, die sportlich aktiv sind nehmen meine Leistungen wahr, die, die sportlich nicht so aktiv sind, die denken, oh, WM, cool, aber nicht mehr.

Sportler wissen, welchen Einsatz es braucht, um etwas zu erreichen, und wie ein Alltag aussieht (was von Sport zu Sport anders ist). Ich mache Ausdauersport und da sind die Trainingszeiten nochmals länger als bei anderen Sportarten.

Aber im Betrieb haben einige Mitarbeiter bis vor kurzem auch nicht gewusst, wie mein Alltag aussieht. Dass ich von der Arbeit nach Hause komme und danach anschliessend sofort ins Training gehe, heim komme, esse und schlafen gehe.

Das hat man in Ihrem Lerngeschäft nicht gewusst?

Als Nicht-Sportler ist man sich das gar nicht so bewusst, wie ein Alltag als Spitzensportler und Lernender aussieht.

Jan Christen - Radsportler
"Es ist in der Schweiz normal, eine Lehre zu machen"

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