Fachbeitrag

Beim Bewerbungsgespräch punkten

Wir alle sind vor einem Bewerbungsgespräch nervös. Worauf man achten soll, um möglichst gut dazustehen, zeigen die Profis von «Stage-on-air» bei ihren Schulbesuchen. Ein Überblick.

In Kürze

  • Erwähnen Sie Hobbys, bei denen Sie Verantwortung übernehmen oder kreativ sind.
  • Magic-Moments nutzen, also auf Gemeinsamkeiten eingehen.
  • Senden Sie ungefragt keine negativen Botschaften; versuchen Sie aber nicht, Schwächen als vermeintliche Stärken zu verkaufen.
  • Zeigen Sie eine positive Grundeinstellung.
  • Bereiten Sie sich auf Standardfragen vor.
  • Die vier Todsünden sind: Verspätung, klingelndes Telefon, falscher Name und Lästern.
  • Bedanken Sie sich zu Beginn des Gesprächs für die Zeit, die sich der/die HR nimmt.

Nach dem Lehrabschluss beginnt für Sie ein neues Kapitel im Berufsleben. Plötzlich müssen Sie sich wieder bewerben und stehen in Konkurrenz zu anderen Berufstätigen, die vielleicht mehr Erfahrung zu bieten haben. Wie Sie punkten und worauf Sie achten sollten, erfahren Sie hier.

Fragen zu Ihnen zeigen Interesse

Wenn Sie zu Beginn des Gesprächs etwas über sich selbst, Ihre Hobbys, Ihre Schule, Ihre Familie sagen sollen, dann geht es nicht darum, in Ihrem Privatleben herumzustochern, sondern die Fragen zeigen das Interesse an Ihnen. Und natürlich sagen Ihre Hobbys etwas über Sie aus. Sind sie ein Familienmensch, sportlich oder kreativ? Sie sind im Vorstand eines Vereins oder leiten die Pfadi, kümmern sich um jüngere Geschwister oder den Familienhund? Dann sagen Sie das, es zeigt, dass Sie Verantwortung übernehmen können.

«Kreative Menschen können besser Probleme lösen und sind für Unternehmen interessanter.»

Zeichnen oder fotografieren Sie gerne? Machen Sie Musik? Dann erwähnen Sie auch das. Es zeigt, dass Sie kreativ sind, und kreative Menschen können besser Probleme lösen. Weniger wichtig sind passive Hobbys wie netflixen oder mit Kollegen rumhängen. Die können Sie weglassen.

Kommt es beim Gespräch zu sogenannten «Magic Moments», dann sollten Sie darauf eingehen. Es handelt sich dabei um Gemeinsamkeiten wie beispielsweise, dass beide Hunde mögen.

Positiv formulieren

Ihre Ausbildung hat Sie gefordert und Sie haben deshalb auf geliebte Trainings verzichtet oder sind ganz aus dem Verein ausgestiegen. Steigen Sie nicht in die Opferrolle, dass Sie leider nicht mehr trainieren konnten. Formulieren Sie es stattdessen positiv. “Früher habe ich Fussball gespielt, wollte mich aber voll auf die Ausbildung konzentrieren können. In Zukunft würde ich aber gerne wieder regelmässig ins Training gehen, als Ausgleich zur Büroarbeit.”

Negative Erlebnisse weglassen

In die gleiche Richtung geht der Punkt, dass Sie negative Erlebnisse nicht ungefragt erzählen sollten. Sie haben also z.B. eine Klasse wiederholen müssen oder sind beim QV einmal durchgefallen. Das kann jedem passieren, Sie müssen es aber nicht an die grosse Glocke hängen. Werden Sie jedoch darauf angesprochen, dann formulieren Sie auch dies auf eine positive Art.

«Notieren Sie, was Sie über das Unternehmen wissen wollen.»

Auf Standardfragen vorbereiten

Einige Fragen kommen in einem Bewerbungsgespräch garantiert. Bereiten Sie sich entsprechend darauf vor, eine passende Antwort zu haben. Diese Fragen sind:

  • Die Selbstpräsentation: Stellen Sie sich vor. Wer bin ich?
  • Haben Sie Fragen an uns?
  • Wo sehen Sie sich in 5 Jahren?
  • Was sind Ihre Lohnvorstellungen?
  • Wieso sollen gerade Sie diese Stelle kriegen?

Fragen ans Unternehmen? Antworten Sie nicht mit nein. Legen Sie sich eine oder besser mehrere Fragen bereit – besuchen Sie vorher die Webseite der Unternehmung. Schreiben Sie Fragen zu Hause auf und nehmen Sie diese mit, das zeigt, dass Sie sich vorbereitet haben.

In 5 Jahren sollten Sie sich natürlich im entsprechenden Unternehmen sehen. Zeigen Sie bei dieser Frage, dass Sie Ambitionen haben, Verantwortung übernehmen oder sich weiterbilden wollen.

Bei den Lohnvorstellungen können Sie sich an den Informationen auf der Webseite lohnrechner.ch orientieren. Rechnen Sie noch rund 5 % dazu, so haben Sie noch etwas Verhandlungsspielraum. Nennen Sie keine Spanne (z.B. zwischen CHF 3000.- und 4000.-), sondern eine Zahl und halten Sie die Reaktion des HR aus.

«Der USP ist das, was Sie einzigartig macht und von den anderen Bewerbern abhebt.»

Die letzte Frage kommt meistens am Schluss. Hier geht es darum, Ihre Einzigartigkeit zu zeigen, neudeutsch auch USP also Unique Selling Point genannt. Beziehen Sie sich dabei auf eine Erwartung aus dem Inserat und knüpfen Sie dort an. Untermauern Sie Ihren USP mit einem Beispiel.

Steht also im Inserat, dass man Mitarbeiter mit Eigeninitiative sucht, dann könnten Sie z. B. sagen: “Was mich auszeichnet ist, dass ich einen Schritt weiter gehe. Ich frage mich: Kann man das effizienter lösen? Gibt es einen besseren Weg?» Diese Behauptung stützen Sie dann mit einem Beispiel: «Ich habe z.B. während meiner Ausbildung eine Excel Formel entwickelt, mit der wir ganz einfach den Deckungsbeitrag für ein neues Produkt berechnen konnten, statt dies jedes Mal manuell zu berechnen». So bleiben Sie im Gedächtnis und heben sich von anderen ab.

Diese vier Todsünden vermeiden

Bei einem Bewerbungsgespräch gibt es viele Fallstricke und Fettnäpfchen, die man vermeiden sollte. Wenn Ihnen jedoch einer der folgenden Punkte passiert, dann wird es bereits sehr schwierig, noch überzeugen zu können.

  1. Verspätung: Sie sollten sich 5-7 Minuten vor dem Gespräch am Empfang oder wie sonst abgemacht melden. Zugverspätungen oder normaler dichter Verkehr sind keine Gründe, um zu spät zu kommen. Totaler Verkehrskollaps? Dann rufen Sie an.
  1. Falscher Name: Merken Sie sich die Namen der Personen, mit denen Sie einen Termin haben und sprechen Sie diese mit Namen an.
  1. Telefon klingelt oder vibriert: Das Telefon stellen Sie ab. Einzige Ausnahme: Ein Notfall in der Familie. Dann sollten Sie dies aber am Anfang des Gesprächs auch erwähnen.
  1. Schlecht über den ehemaligen Arbeitgeber reden: Wer über Arbeitgeber oder Personen lästert zeigt sich nicht loyal, das geht einfach nicht.

Kleidung, Haltung, Sprache, Tonfall

Natürlich gibt es auch weitere Punkte, auf die Sie bei sich selbst beim Gespräch achten sollten. Dazu gehören eine an das Geschäft angepasste Kleidung, die Wortwahl und der Tonfall oder ihre Körperhaltung (verschränkte Arme vermeiden, das zeigt Ablehnung). Nehmen Sie eine gerade Sitzhaltung ein. Hängende Schultern sind kein gutes Signal.

Klar ist man bei einem Einstellungsgespräch nervös, nur lassen Sie diese Nervosität bitte nicht an ihrem Kugelschreiber aus oder zeigen Sie diese nicht durch nervöses Wippen mit Ihren Beinen.

Zudem sollten Sie vermeiden, im ersten Gespräch Forderungen zum Lohn oder Lohnbestandteilen zu machen; und auch Überheblichkeit und Arroganz kommen nicht gut an. Äussern Sie ungefragte keine Kritik oder Verbesserungsvorschläge zum Gebäude, der Webseite oder etwas anderes des Unternehmens. Und bitte fallen Sie Ihrem Gegenüber auch nicht ins Wort.

Kommt das Gespräch einem Ende zu, warten Sie mit zusammenpacken, bis das Gespräch auch wirklich vorbei ist und verabschieden Sie sich wiederum mit Namen.

Bedanken Sie sich

Apropos Ende: Bedanken Sie sich am Schluss für die Chance, die man Ihnen gegeben hat, sich vorstellen zu dürfen, das kommt gut an.

Ebenso bleiben Sie in positiver Erinnerung, wenn Sie Begeisterung zeigen für das, was das Unternehmen macht und natürlich für das, was Sie tun würden. Falls Sie sich in einem Unternehmen bewerben, welches man betreten kann, z. B. im Detailhandel, dann ist es auch angebracht, dieses vorher zu besuchen. So können Sie sich darauf beziehen und zeigen, was Ihnen besonders gefällt. Ein kleines (ehrlich gemeintes) Kompliment schadet nie.

Viel Erfolg bei Ihrem nächsten Bewerbungsgespräch!

Tipps und Tricks fürs Bewerbungsgespräch
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